Die ältesten Nachweise

Der erste Nachweis über einen Schützenverein in Wangen ist in den Eintragungen eines Schießbuches aus dem Jahre 1902 zu finden. Geschossen wurde in der Gastwirtschaft von Kaspar Holzeder und beim Neuen Wirt. Am 13. Dezember 1902 waren 12 Schützen am Stand um ein Kranzl auszuschießen, das vom ersten damaligen Vorstand Sebald Hanfstingl gestiftet worden war. Laut Schießprotokoll wurde jede Woche ein solches Kranzl ausgeschossen. Durchschnittlich waren 15 Schützen am Stand, darunter bereits eine Frau, nämlich Theres Strain. Am 22. Dezember 1906 wurden die Ausschussmitglieder neu gewählt, Vorstand wurde Michael Treffler, Schützenmeister und Schriftführer Johann Metzger und Kassier Thomas Pentenrieder. Es wurden folgende Bedingungen festgelegt:

  1. Monatsbeitrag 50 Pfennig
  2. Aufnahmegebühr 1,50 Mark
  3. Strafe für nicht Anwesende 20 Pfennig
  4. Jeder Kreis zählt einfach, der Punkt zählt 6
  5. Kreiszahl muß bis auf 30 mit einem Pfennig pro Kreis ergänzt werden
  6. Als Kranzl soll nur Fleisch (roh) im Wert von mindestens 2 Mark gegeben werden
  7. Zieler ist Herr Deininger Johann. Derselbe bekommt pro Abend 50 Pfennig
  8. Die Beiträge werden am 1. Samstag jeden Monats erhoben
  9. Es wird jeden Samstag und zwar abwechslungsweise beim Alten und beim Neuen Wirt geschossen.

Kranzl am 31.12.1909 gestiftet von Hotelier Holzeder, gewonnen von Huber Stephl mit 27 Kreisen. Weil er die geforderten 30 Kreise nicht erziehlte, musste er 3 Pfennige Strafe zahlen. Die letzte Eintragung aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg stammt vom 14. Februar 1910. Nach dem 1. Weltkrieg, so um 1920, begann man wieder mit dem Zimmerstutzen zu schießen. Jedoch wurde erst im Jahr 1923 ein geregelter Schießbetrieb aufgenommen. 1. Schützenmeister war in dieser Zeit Michael Hanfstingl. Die Aufzeichnungen in der Schießliste beginnen am 14. November 1925 mit einem Protokoll über die Zusammenkunft mit Wahl der neuen Vorstandschaft und es wurden ähnliche Bedingungen wie früher festgesetzt. Allerdings musste man nun nur noch 20 Kreise erzielen und jeden fehlenden Kreis mit 2 Pfennig bezahlen. Das Fernbleiben vom Schießabend kostete 40 Pfennig Strafe. Die alte Schützengesellschaft stellte einen Zimmerstutzen mit der Bedingung zur Verfügung, dass derselbe nach Beendigung des Schießens dem alten Schützenmeister Michael Treffler samt Protokollbuch wieder zurückgegeben wird. Geschossen wurde jeden Samstagabend beim Holzeder. Im Durchschnitt nahmen 20 Schützen an den Schießen teil. Die Eintragungen im Protokollbuchenden am 10. März 1928. Zwischenzeitlich wurde 1925 eine Kleinkaliber-Schützenabteilung-Wangen gegründet.

1939 kam dann der verhängnisvolle 2. Weltkrieg. Der Schießbetrieb hörte langsam auf. Nach dem Krieg wurde das Schießen von den Besatzungsmächten verboten und die Gewehre beschlagnahmt. Erst im Jahr 1955 begann Thomas Pentenrieder mit dem Wiederaufbau des Schützenvereins. Als 1. Schützenmeister sammelte er zusammen mit Josef Kirmayr in Wangen Geld, um wieder ein Gewehr kaufen zu können. Die Wiedergründungsversammlung fand am 3. Dezember 1955 statt. Im Gasthof Holzeder wurde der Schießbetrieb mit einem Stand aufgenommen und bald waren wieder 30 Schützen am Stand. Im Laufe der Zeit, haben sich im Gau Starnberg die Schützenvereine zu einem Schützengau zusammengeschlossen. Die Wangener Schützen sind zunächst nicht beigetreten, denn man hätte zwangsläufig den Beitrag erhöhen müssen. Da wir als „wilder Verein“, wie in Starnberg immer gesagt wurde, bei auswärtigen Preisschießen nicht teilnehmen konnten, beschloss man 1959 sich doch dem Gau anzuschließen. In diesem Jahr fanden Neuwahlen im Schützenverein statt. Mathias Gebhart jun. Löste Thomas Pentenrieder als Schützenmeister ab. 2. Schützenmeister wurde Fritz Rühl vom Buchhof. Für die besonderen Verdienste, die sich Thomas Pentenrieder um den Schützenverein Wangen erworben hat, wurde er von der Versammlung zum Ehrenschützenmeister ernannt.

Die Länge des Standes mit 6,50 m beeinträchtigte die Leistungen bei auswärtigen Schießen derart, dass der Schießstand im Gasthof Holzeder aufgegeben werden musste. Schützenmeister Gebhart setzte sich dafür ein, dass die Schützen die Sporthalle des Radfahrvereines Wangen mitbenutzen durften. Die Schießanlage mit zuerst nur zwei Ständen wurde mit der Zeit auf acht Stände mit je 10 m Länge erweitert. Die Halle diente den Schützen zu sportlichen und gesellschaftlichen Zusammenkünften, insbesondere die Faschingsbälle wurden zu unvergessenen Festen. Im Schießjahr 1960/61 hatte der Schützenverein 28 Mitglieder. Die Schießabende wurden regelmäßig durchgeführt. Schützenkönig war in diesem Jahr Mathias Gebhart sen., der älteste Schütze im Verein mit 72 Jahren. Der Schützenverein hatte noch keine Königskette. Alois Patzel, der König des Jahres 1960 stiftete einen Taler und legte ihn dem neuen Schützenkönig an. Leider war in der Vereinskasse kein Geld für die Anschaffung einer Schützenkette. Daher gingen Schützenmeister Gebhart und Michael Hanfstingl jun. zum Sammeln. Stolz konnten beide auf das Ergebnis sein: DM 257.- und einige wertvolle Taler für die Schützenkette. Einige davon waren bereits über 200 Jahre alt. Auf diese Weise wurde für den Schützenverein ein Wert geschaffen, der nie verloren gehen kann.

Beim Bundesschießen 1961 in München ist der Schützenverein Wangen das erste Mal mit der neuen Schützenkette beim Schützenzug mitmarschiert. Bei der Fahnenweihe in Machtlfing (1961) waren die Wangener Schützen einer der am stärksten vertretenen Vereine. An diesem Tag wurde der neue Schützenhumpen, gestiftet von Centa Vogl, im Gasthaus Holzeder eingeweiht. Im Schießjahr 1962/63 traten die ersten 5 Jungschützen dem Verein bei. Im selben Jahr wurde ein Jugendvergleichsschießen mit der Schützengesellschaft Percha durchgeführt. 1963 fand zum erstenmal ein Gau-Jugend-Schießen statt, an dem alle Jungschützen teilnahmen. Beim Endschießen 1963 erhält zum Gebhart ein Schützenkrügerl und ein Fass Bier. Im Jahr 1963 (zum 40. Jubiläum des Vereins) wurde ein 10-tägiges Jubiläumsschießen durchgeführt. Es waren die Neufahrner Schützen und die Jugendmannschaften aus Percha und Harkirchen, sowie das Gauschützenmeisteramt eingeladen. Jedes Mitglied des Schützenvereins Wangen hatte einen Festpreis zu stiften. Gausportleiter Petzold war jeden 2.Tag zum Auswerten der Scheiben in Wangen. Mit viel frischem Grün wurde die Halle zur Preisverteilung in einen Wald verwandelt. Silvester wurden wieder ein Strohschießen eingeführt. Es gab richtige Strohpreise, das heißt die Sachpreise wurden so verpackt, dass von außen der Inhalt nicht zu sehen war. Das Auspacken war immer eine Riesengaudi. Zu später Stunde wurden dann aus dem Wienerwald Hendl geholt. Dies war auch bei manchen Schießabenden der Fall.

Im Jahr 1965 gründete sich die Schützengesellschaft FT 09 Starnberg. Unser Verein wurde zum Patenverein ausgewählt. Eine enge Verbundenheit der beiden Vereine bestand bereits über den Fußball. Die damals vereinbarten jährlichen Pokalschießen werden bis heute durchgeführt.

Die Nikolausschießen bei der FT 09 waren jedes Jahr ein Erlebnis. Geschossen wurde in der alten Halle (das heutige Jugendzentrum in Starnberg) von einem Balkon aus über den Saal auf die gegenüberliegende Wand.